Ein paar Worte über meine Reise nach Terceira im Herbst 2001

Terceira ist eine Insel im Nord-Atlantik und gehört zur Inselgruppe der Azoren. Die Azoren gehören zu Portugal. Die Insel ist etwa 15 km * 30 km in der Fläche, also ein kleiner Flecken in dem riesigen Meer. Es ist schon ein wenig beeindruckend, wenn man darüber nachdenkt, wie klein die Insel im Verhältnis zum umgebenden Wasser ist.

Mein erster Eindruck war, die Insel ist grün. Morgens bemerkte ich Tau an den Gräsern. Tags über schien die Sonne. Die ersten Tage war es sehr heiß. Ich sagte mir, das kann nicht alles sein, dazu ist die Insel zu grün. Es muß auch ab und zu regnen. Nach etwa fünf Tagen war es dann soweit. Morgens sah ich im Nordwesten dunkle tief hängende Wolken. An diesem Vormittag regnete es sehr. Dabei war es warm. Am Nachmittag lockerte die Bewölkung auf. Die Sonne kam wieder durch. Bis zum Ende meines Urlaubs verging kein Tag, an dem nicht ein wenig Regen war. Doch der Regen war warm und immer nur kurzzeitig. An ungeschützten Stellen war meist warmer und starker Wind.

Das Meer im Süden der Insel ist ruhig. Nur weit entfernt von der Insel waren Schaumkronen auf den Wellen zu erkennen. Ob das Meer im Süden immer so ist kann ich nicht sagen. Im Norden der Insel war die Wucht des Atlantiks schon mehr zu spüren. Das Meer krachte gegen die Vulkanfelsenküste. Das Wasser und weißer Schaum spritzte nur so in die Luft. Leider war das Wasser im Norden wie auch im Süden nicht sauber. Ich habe viel Seifenschaum entdeckt. Auf Terceira gibt es mindestens eine Kläranlage. Somit ist mir der Grund für das schmutzige Meerwasser nicht klar. Die Seife im Wasser war nicht der eigentliche Grund, warum ich nicht schwimmen war. Auf der Insel gibt es nahezu keine Strände. Nur ein paar gemauerte, ins Meer gebaute Schwimmbäder. Die Küste besteht im wesentlichen aus dem porösen Vulkanfelsen. Es sah recht unangenehm aus, darüber ins Wasser zu steigen.

Die Menschen auf der Insel sind sehr freundlich und Sie haben Geduld. Leider ist die englische Sprache nicht sehr verbreitet. Wenn es in Spanien heißt, der Himmel ist voller Spanier, die an den Zebrastreifen glaubten, erlebte ich auf Terceira das Gegenteil. Die Menschen fahren sehr rücksichtsvoll. Wenn eine der engen Straßen durch ein Auto blockiert ist, weil z.B. eine Mutter ihre Kinder vom Kindergarten abholt, warten alle nachfolgenden geduldig, bis das Auto weiter fährt. Nun, es mag daran liegen, jeder kennt jeden. Kein Wunder bei weniger als 60.000 Menschen. Selbst mir sind oft Menschen mehrfach aufgefallen. Dieses jeder kennt jeden geht besonders der jungen Generation auf den Wecker, was ich gut nachvollziehen kann.

Eigenartig, auf der Insel ist alles offen. Am Stadtrand von Angra gibt es ein altes Fort. Das ist eine Befestigungsanlage, die einmal von den Spaniern gebaut wurde. In diesem Fort ist eine Kaserne untergebracht, aber das wußte ich nicht. Ich wollte mir das Fort ansehen. In den Befestigungsmauern war ein großes offenes Tor. Vor den Mauern waren einige Soldaten am Unkraut jäten. So ging ich einfach durch das große Tor. Irgendwie war eine Kompanie Soldaten am üben, wie man richtig läuft. Ich ging einmal quer durch das Fort durch und versuchte zu erfahren was dieses Fort nun wirklich ist. Leider fand ich so schnell niemanden, der Englisch konnte. Ich sagte mir, wenn das wirklich eine militärische Einrichtung ist, müßten irgendwo Hinweisschilder oder Wachen stehen. Schließlich fand ich einen Soldaten, der mir erklärte was hier los ist. Das Fort wird als Kaserne verwendet. Das große Tor, durch daß ich gekommen bin ist normalerweise zu. Deshalb sind dort auch keine Schilder angebracht. Es wurde nur geöffnet, weil vor dem Tor Unkraut gejätet wurde. Der Soldat meinte, es wäre schade, normalerweise zeigen sie Besuchern ihr Fort gern, doch im Moment habe man dazu leider keine Zeit. So ging ich wieder aus dem immer noch offenem Tor hinaus.

Es ist eine Insel, doch Fische gibt es nur selten. Ich war ein paar mal Fisch essen. Doch der Fisch wird meist salzig zubereitet und ist in vielen Fällen nicht frisch. Das beste Essen, das ich hatte, war eine Fleisch und Fischplatte. Fleisch wie Fisch war roh und mußte auf einem heißen Stein gebraten werden. Das Essen an sich ist nicht teuer.

Spanien hat den Stierkampf, Terceira hat das Bullen-Rennen. Bullen-Rennen kann man als eine Parodie auf den Stierkampf bezeichnen. Jedenfalls ist es ein wichtiges Ereignis. In der Hauptstraße des Dorfes werden alle gefährdeten Fenster und Türen mit Brettern vernagelt. Vier Bullen werden eingefangen. So ein Bulle wird mir einem langen Seil angeleint. Dieses Seil wird von acht Männern festgehalten. Der Bulle kann aber verhältnismäßig frei herumlaufen. Dieser Bulle wird nun von einigen "mutigen" Männern mit einem Handtuch, einer Jacke oder einem Schirm wild gemacht. Der Bulle rennt auf die Männer zu, die ihm ausweichen. Wenn es gefährlich wird, wird der Bulle mit dem Seil zurück gehalten. Es werden alle vier Bullen (immer wilder) nacheinander ins Rennen geschickt. Das ganze Spiel dauert etwa zwei Stunden. Anschließend werden die Bullen wieder auf die Weide gebracht.

Terceira ist eine saubere Insel. Ich kann nicht sagen, ob das der natürliche Wille der Einwohner ist, oder ob es von der UNESCO aufdiktiert wurde. Die Menschen versuchen ihre Häuser zu pflegen. Ständig beobachtete ich Menschen, die mit Farbe und Pinsel Verschönerungsarbeiten durchführten. Ich habe den Eindruck, sie entwickeln dabei gutes handwerkliches Geschick. Die Wege und Straßen sind meist mit kleinen Pflastersteinen befestigt, helle und dunkle. Die dunklen Steine füllen die Fläche aus. Die hellen Steine stellen ein Muster am Rand dar, das mich an Muster in Griechenland erinnerte. Es gibt in Angra einen botanischen Garten, der sehr gepflegt wird, wie auch alle anderen öffentlichen Einrichtungen. Was ich auf der Insel vermißt habe, war eine gemütliche Kneipe. Die Cafés und einfachen Bars mit Restaurant wirken sehr steril. Am schönsten war es draußen zu sitzen. Doch abends wurde es etwas kälter und manchmal regnete es.

Während meines Aufenthaltes habe ich kaum Touristen gesehen. Man versicherte mir aber, daß im Sommer mehr Besucher auf die Insel kommen. Laut meinem Reiseführer sind 1999 insgesamt etwa 230.000 Besucher auf alle neun bewohnten Inseln gezählt worden.


Last modification: September 11 - 2009  DF2IR